Der frisch gebackene Bäckergeselle Mohammed zeigt stolz seinen Gesellenbrief, den er auch dank der Hilfe seines Mentors Hans-Herbert Franz erlangte.T. Kleinebrahm
Wenn Mohammed über seine Arbeit als Bäcker spricht, dann fangen seine Augen gleich an zu leuchten. Er ist begeistert von seinem Handwerk, und das, obwohl er all die Brote und Brötchen, die er jeden Tag backt, selbst gar nicht essen kann wegen einer Glutenunverträglichkeit. Doch die Freude an der Arbeit mindert das überhaupt nicht. Viel wichtiger ist, dass er eine Aufgabe hat und damit seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten kann.
Stolz zeigt er seinen Gesellenbrief, den er zum Abschluss seiner Ausbildung erhalten hat, und den er sich hart erarbeiten musste. Nicht nur, weil er täglich bei Wind und Wetter um zwei Uhr nachts mit dem Fahrrad von Geldern nach Kevelaer zur Arbeit gefahren ist, auch der theoretische Teil der Ausbildung wäre ohne Fleiß und die Hilfe von Lehrern und seinem Mentor Hans-Herbert Franz nicht zu schaffen gewesen.
Doch Mohammed ist es gewohnt, sich durchzukämpfen. In Ghana besuchte er eine gute Schule, vergleichbar mit einem Wirtschaftsgymnasium, schaffte sogar die Hochschulreife. Mit 16 Jahren aber musste er wegen einer Stammesfehde aus dem Land fliehen, landete in Libyen, wo er als Schwarzafrikaner während der Gaddhafi-Unruhen erst ins Gefängnis kam und dann mit der Flüchtlingswelle nach Europa gespült wurde. Seit 2014 lebt er nun in Deutschland und versucht, sich hier ein neues Leben aufzubauen. Über den Migrationsdienst der Caritas kam er in Kontakt mit Hans-Herbert Franz, der ihm zunächst nur ein wenig Deutsch beibringen wollte, ihn dann aber sogar durch die gesamte Ausbildungszeit begleitete. "Nachdem ich in Rente gegangen bin, wollte ich weiter aktiv bleiben und engagiere mich seitdem im sozialen Bereich, unter anderem bei der Caritas", sagt Hans-Herbert Franz. "Und Mohammed ist ein junger Mann, der es verdient hat, dass man ihm hilft - so ehrgeizig und fleißig wie er ist."
Er half Mohammed auch, eine Ausbildungsstelle als Bäcker zu finden. Zunächst in Geldern bei Pooten, dann - nachdem diese ihr Geschäft aufgegeben hatten - bei Vloeth in Kevelaer. "Die Ausbildung war anstrengend, aber die Arbeit hat mit immer Spaß gemacht", sagt Mohammed. Wenn er trotzdem mal in ein Motivationsloch fiel, stand Hans-Herbert Franz ihm bei.
"Das ist wirklich eine tolle Geschichte, die zeigt, dass Integration am besten über den direkten Kontakt zwischen zwei Menschen funktioniert", sagt Hroswith Kotters vom Migrationsdienst der Caritas in Geldern. Sie hatte die beiden miteinander in Kontakt gebracht. Ihr Ziel ist es, Einheimische und Geflüchtete zusammen zu bringen, um einerseits den Geflüchteten das Ankommen in Deutschland zu erleichtern und andererseits den Ehrenamtlichen die Chance zu geben, neue Erfahrungen zu machen und den eigenen Horizont zu erweitern. "Ich habe mein Leben lang gelernt. Deshalb hat es mir Spaß gemacht, mit Mohammed während seiner Ausbildung mitzulernen", sagt Hans-Herbert Franz.
Nach Abschluss seiner Ausbildung bemüht sich Mohammed nun um eine Stelle als Bäckergeselle. Kein ganz leichtes Unterfangen, da er nicht mobil ist. Jedoch ist bereit, für eine Arbeitsstelle umzuziehen. Deshalb ist er zuversichtlich, auch das zu schaffen und bald einen Job zu finden. Sich durchzukämpfen, ist er schließlich gewohnt.