Macht sich stark für Prävention - Daniel Krohn, Fachleitung Schuldner- und InsolvenzberatungCaritasverband Geldern-Kevelaer
GELDERLAND Immer mehr Menschen geraten trotz Arbeit in finanzielle Schieflage - das zeigt die aktuelle Statistik der Schuldner- und Insolvenzberatung des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer. 675 Ratsuchende haben sich im Jahr 2024 an die Beratungsstellen gewandt. Darunter waren längst nicht mehr nur Empfängerinnen und Empfänger von Sozialleistungen. Auch Erwerbstätige, Auszubildende, Rentner und Krankengeldbezieher suchen zunehmend Unterstützung, um ihre finanzielle Situation zu stabilisieren.
"Viele unserer Klienten kämpfen mit steigenden Lebenshaltungskosten, während ihr Einkommen nicht mitwächst", erklärt Daniel Krohn, seit Anfang Mai neuer Fachleiter der Schuldner- und Insolvenzberatung. Vor allem Geringverdiener, oft ohne abgeschlossene Berufsausbildung, sind von dieser Entwicklung betroffen. Miete, Energie, Lebensmittel - die Kosten für das tägliche Leben steigen und die Betroffenen haben kaum Einfluss auf notwendige Ausgaben. Die Folge: Immer häufiger reicht das Geld nicht bis zum Monatsende.
Besonders alarmierend ist auch die Entwicklung bei jungen Erwachsenen: Durch Online-Shopping und Angebote wie "Buy now - pay later" verlieren viele schnell den Überblick über ihre Finanzen. Um frühzeitig gegenzusteuern, setzt die Caritas verstärkt auf Prävention. Ein großer Fachtag unter dem Titel "Achtung Schuldenfalle: Einkaufen im Internet" in Kooperation mit dem Caritasverband Kleve und der Verbraucherzentrale NRW richtete sich 2024 an Lehrkräfte, Mitarbeitende in der Schulsozialarbeit und von Jugendzentren sowie weitere Multiplikatoren und bot eine gute Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch und Einblick in die Präventionsangebote. In zahlreichen Schulprojekten lernten die Jugendlichen, unter Anleitung von Andrea Leenen-Dicks, Präventionsfachkraft beim Caritasverband Geldern-Kevelaer, welche Fallen im Internet lauern und wie sie ihre Finanzen im Griff behalten können.
Insgesamt führte die Beratungsstelle im vergangenen Jahr über 26 Präventionsveranstaltungen durch - von Realschulen bis Berufskollegs. Themen wie Haushaltsbudget, Konsumverhalten und sicheres Bezahlen im Internet wurden praxisnah vermittelt. "Gute Finanzbildung kann Überschuldung vorbeugen oder erneute Überschuldung verhindern", unterstreicht Krohn. "Junge Menschen müssen frühzeitig mit speziell erstellten Angeboten und Materialien im richtigen Umgang mit ihren Finanzen geschult werden, um das Risiko zu verringern, in eine Verschuldungsfalle zu geraten."
"Finanzielle Bildung ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit", bringt Krohn den Stellenwert der Präventionsarbeit auf den Punkt. Nicht ohne Grund lautet daher auch das Motto der diesjährigen Aktionswoche der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung "Beste Investition Finanzbildung - Wenn aus Minus Plus wird", die vom 2. bis zum 6. Juni läuft.
Ein weiterer Beratungsschwerpunkt ist die Begleitung von Menschen mit psychischen Belastungen oder Suchterkrankungen. "Gerade diese Klientinnen und Klienten brauchen eine besonders intensive und geduldige Unterstützung", so Krohn. Eine kleinschrittige Beratung und die enge Zusammenarbeit mit anderen Hilfesystemen seien hier unerlässlich, um Wege aus der Überschuldung aufzuzeigen.
Angesichts der aktuellen Entwicklungen geht die Schuldnerberatung der Caritas davon aus, dass die Nachfrage auch 2025 weiter steigen wird. Ihr Ziel bleibt es, Menschen in schwierigen Lebenssituationen frühzeitig zu helfen - bevor aus finanziellen Problemen existenzielle Krisen werden.