Alexandra Ludzinski (links) und Sylvia Flegel setzen sich mit dem Präventionsprojekt ‚GrenzenKlar‘ für den Schutz von Grundschulkindern vor sexualisierter Gewalt ein.Caritasverband Geldern-Kevelaer
KREIS KLEVE Der Caritasverband Geldern-Kevelaer bietet mit dem Präventionsprojekt "GrenzenKlar" ein wichtiges Angebot für Grundschulkinder der dritten und vierten Klassen im Südkreis Kleve an. Ziel des Projekts ist es, Kinder frühzeitig für ihre eigenen Grenzen zu sensibilisieren und sie vor sexualisierter Gewalt zu schützen. Entwickelt und durchgeführt wird das Projekt von der Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen der Caritas. Die Teilnahme ist für Schulen kostenlos.
"Kinder haben ein Recht auf Schutz und Unterstützung", betont Sylvia Flegel, Fachberaterin beim Caritasverband. "Wir wollen Mädchen und Jungen darin bestärken, ihrem Bauchgefühl zu vertrauen, Grenzverletzungen zu erkennen und handlungsfähiger zu werden." Gemeinsam mit ihrer Kollegin Alexandra Ludzinski führt sie die Workshops an den Schulen durch. Beide sind erfahrene Fachkräfte in der Arbeit mit Kindern. "Täterinnen und Täter nutzen häufig gezielt das Mittel der Geheimhaltung und manipulativen Verhaltens. Deshalb ist es wichtig, Kindern zu zeigen, dass sie sich Hilfe holen dürfen - und dass übergriffiges Verhalten nie ihre Schuld ist", so Ludzinski.
Das Projekt "GrenzenKlar" besteht aus drei altersgerechten Einheiten von jeweils rund 90 Minuten, die nach einem kurzen Kennenlernen an drei aufeinanderfolgenden Terminen stattfinden. Im Mittelpunkt steht die Förderung des eigenen Körperbewusstseins, der Umgang mit Nähe und Distanz sowie das Erkennen unangemessener Berührungen und Situationen. Darüber hinaus wird anhand von Beispielen mit den Kindern der Unterschied zwischen "guten" und "schlechten" Geheimnissen sowie zwischen Hilfe holen und Petzen besprochen. Die Kinder werden darin bestärkt, sich bei belastenden Erlebnissen die Unterstützung von vertrauten Erwachsenen zu suchen. Eine Lehrkraft oder eine Person aus der Schulsozialarbeit begleitet das Projekt in allen Modulen und steht auch im Anschluss für die Nachbereitung zur Verfügung. Die Eltern der Kinder werden über einen Elternbrief sowie einen begleitenden Online-Elternabend einbezogen.
Die Methoden sind interaktiv, kreativ und an das jeweilige Alter angepasst. "Wir stellen uns immer individuell auf die jeweilige Gruppe ein. Jedes Kind soll die Möglichkeit haben, sich in seinem Tempo mit den Themen auseinanderzusetzen", erklärt Alexandra Ludzinski. Das Bauchgefühl, sei auch bei Kindern schon ein wichtiger Hinweisgeber, müsse aber ausdrücklich bestärkt werden.
Die Rückmeldungen aus den teilnehmenden Schulen sind eindeutig: Das Projekt wird als "wichtig, wertvoll und längst überfällig" beschrieben. Viele Lehrkräfte berichten, dass das Thema sexualisierte Gewalt im Schulalltag oft zu wenig Platz finde - obwohl Kinder tagtäglich mit Grenzverletzungen konfrontiert sein können, sei es durch Erwachsene oder durch Gleichaltrige.
Finanziert wird "GrenzenKlar" durch Projektgelder des Landes Nordrhein-Westfalen und kann daher für Schulen im Südkreis Kleve kostenlos angeboten werden. Um den Zugang zur Thematik noch vielfältiger zu gestalten, wird aktuell ein ergänzendes Bühnenstück durch die Klever Theaterkunstschule "Theater im Fluss" entwickelt, das sich dem Thema durch theaterpädagogische Methoden anschaulich und interaktiv nähern kann. Das Theaterstück kann von Schulen gegen Kostenbeteiligung optional dazu gebucht werden.
Dass Prävention langfristig wirkt, zeigen auch Studien: Kinder, die frühzeitig über ihre Rechte, über Gefühle und Grenzen sprechen dürfen, sind besser in der Lage, sich in schwierigen Situationen zu behaupten. Je früher Kinder lernen, Grenzverletzungen zu erkennen und Hilfe zu holen, desto größer sind die Chancen, dass Übergriffe verhindert oder frühzeitig beendet werden können. "Wir wollen offen und kindgerecht über Themen sprechen, die sonst oft im Verborgenen bleiben", sagt Sylvia Flegel. Und Alexandra Ludzinski ergänzt: "Prävention heißt auch, Kindern die Gewissheit zu geben, dass sie nicht allein sind."
Grundschulen, die Interesse an dem Projekt "GrenzenKlar" haben, können sich direkt an die Fachberatungsstelle im Caritas-Centrum Geldern wenden. Sylvia Flegel und Alexandra Ludzinski sind dort telefonisch unter 02831 9102300 oder per E-Mail an sylvia.flegel@caritas-geldern.de erreichbar.