Die ersten inklusiven Sportangebote in Kevelaer sind gestartet. Geleitet werden sie von den speziell qualifizierten Übungsleitern Laura Sakowitz (vorne rechts) und Lisa Hegmann (hinten).T. Kleinebrahm
Während die Übungsleiterin Lisa Hegmann mit einer Gruppe von Kindern im Mittelkreis der Hubertus-Turnhalle sitzt und das nächste Spiel erklärt, kümmert sich ihre Kollegin Laura Sakowitz um die sechsjährige Mona (Name geändert), die noch wild durch die Halle flitzt und keine Lust hat, in Ruhe zuzuhören. Mit ein wenig persönlicher Ansprache und viel Geduld schafft sie es, dass sich Mona schließlich mit den anderen Kindern in den Kreis setzt und sich anschließend mit viel Spaß am nächsten Ballspiel beteiligt. Momente wie diese sind es, die die neuen inklusiven Sportartangebote in Kevelaer ausmachen. Es sind immer genügend Übungsleiter dabei, um auch auf Kinder eingehen zu können, die gerade mal eine Auszeit brauchen. Im Falle von Lisa Hegmann und Laura Sakowitz sind es sogar Übungsleiter mit besonderen pädagogischen Kompetenzen: Die beiden sind nicht nur im Besitz eines Übungsleiterscheins, sondern studieren auch Sozialpädagogik in Nimwegen. Seit wenigen Wochen nun leiten sie jeden Dienstag um 17 Uhr die Ball- und Spielgruppe in der Sporthalle auf der Hubertusstraße in Kevelaer. Donnerstags findet dort um 17.30 Uhr die Fußballgruppe statt unter der Leitung von Marcel Kempkes und Laura Sakowitz.
Beide Gruppen sind inklusiv, das heißt, sie sind offen für Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen sowie für Kinder, die aus anderen Gründen nicht in anderen Sportgruppen zurechtkommen. "Wir betreuen Kinder mit geistigen Beeinträchtigungen, aber auch Kinder mit ADHS, die in größeren Gruppen nicht so gut aufgefangen werden können", sagt Laura Sakowitz, "Deshalb sind wir als Übungsleiterinnen auch immer zu zweit, weil eine von uns immer mit einem Kind alleine beschäftigt ist, das gerade unsere Aufmerksamkeit braucht." Auch die Eltern sind froh über dieses Angebot: "Schön ist, dass die Kinder hier einfach mitmachen können und zusammen Spaß am Sport und der Bewegung haben und hier nicht das Gefühl haben, in einer Therapie-Maßnahme zu sein", berichtet ein Vater.
Initiiert wurden diese Sportangebote im Rahmen eines Caritas-Projektes zum Thema "Inklusion" gemeinsam mit der Aktion St. Nicolaus und dem KSV Kevelaer. "Wir haben im Rahmen dieses Projektes ein Netzwerk aufgebaut mit vielen Leuten, die in unterschiedlichster Form mit Inklusion zu tun haben", sagt Ina Martens, die für die Caritas in diesem Projekt mitarbeitet. In dieses Netzwerk brachte der Kinderarzt Wilhelm Stassen die Idee der inklusiven Sportangebote mit, die dank der Zusammenarbeit in dem Caritas-Projekt nun realisiert werden konnten. "Wir haben den Sportverein KSV Kevelaer als Ausrichter gewinnen können, über den die Kinder dann auch versichert sind", erklärt Ina Martens. Die Aktion St. Nicolaus hat die Fortbildungskosten für die beiden Studentinnen übernommen und finanziert das Projekt zunächst bis zu den Herbstferien, ist aber auf weitere Spenden angewiesen, um die Gruppe weiter finanzieren zu können. "Ohne die Hilfe der Aktion St. Nicolaus wäre das alles nicht möglich gewesen", ist Ina Martens ebenso dankbar wie die Kinder und Eltern. Auch Kevelaers Bürgermeister Dr. Dominik Pichler ist begeistert von den ersten inklusiven Sportangeboten in seiner Stadt: "Es wird ja viel über Inklusion gesprochen, aber hier ist wirklich etwas konkret entstanden und umgesetzt worden. Das freut mich wirklich sehr."
Die Ball- und Spielgruppe (dienstags von 17 bis 18 Uhr) ist offen für Kinder von etwa 6 bis 10 Jahren, die Fußballgruppe (donnerstags von 17.30 bis 18.30 Uhr) ist offen für Kinder ab etwa 8 Jahren. Beide Gruppen finden in der Turnhalle der St.-Hubertus-Grundschule statt. Wer Interesse hat, kann einfach und unverbindlich zu den Übungszeiten mit Sportzeug und Hallenschuhen vorbeischauen und mitmachen.