Im Jahr 1962, als sich im Kino James Bond erstmals aufmachte, die Welt zu retten, eröffnete in Geldern die „Caritas-Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene“, um zumindest im Südkreis Kleve die Welt ein wenig besser zu machen. Genau ein halbes Jahrhundert später feierten nun knapp 80 Gäste in den Lindenstuben das 50-jährige Bestehen der „Erziehungsberatungsstelle“, wie sie kurz und prägnant auch genannt wird.
„Erziehungsberatung ist einer der Kernbereiche der Caritasarbeit. Denn kaum etwas ist für das Wohlergehen der Menschen so wichtig wie ein funktionierendes Miteinander in der Familie“, sagte Heinrich Brötz vom Vorstand des Caritasverbandes Geldern-Kevelaer e.V. zu Beginn der Jubiläumsfeier. Wie kaum ein anderer Dienst der Caritas, sei die Erziehungsberatung ein Seismograf für die Situation von Familien und damit für den Zustand unserer Gesellschaft, so Brötz.
Ebenso wie sich die Familien in den letzten 50 Jahren gewandelt haben, so hat sich auch die Arbeit in der Beratungsstelle gewandelt. So sei es früher üblich gewesen, übergewichtige Kinder einfach zu einer Sauerkraut-Kur an die Nordsee zu schicken und verhaltensauffälligen Kindern eine „Auszeit“ auf dem Bauernhof zu gönnen, berichtete Klaus Thoms, der von 1968 bis 2007 die Beratungsstelle leitete. Aber auch die Mitarbeiter mussten dazu lernen. Hielt man häusliche Gewalt vor Jahrzehnten noch für ein Problem von sozial benachteiligten Männern, so hat sich mittlerweile gezeigt, dass dieses Problem weiter verbreitet ist, als anfänglich vermutet. Die Beratungsstelle hat sich inhaltlich und personell längst darauf eingestellt. Stets ging die Beratungsstelle neue Wege, um den Bedürfnissen und der Lebenswirklichkeit der Menschen gerecht zu werden. So gab es dort das erste Drogentelefon für den Kreis Kleve, und heute beraten die Caritas-Mitarbeiter auf Wunsch sogar online übers Internet.
Auch äußerlich hat sich in 50 Jahren Beratungsarbeit viel verändert. Anfangs in einer Zwei-Zimmer-Wohnung untergebracht, war die Beratungsstelle von 1989 bis 2011 am Mühlenweg beheimatet, ehe sich das Team vor einem Jahr auf die drei neu gegründeten Caritas-Centren in Geldern, Kevelaer und Straelen aufteilte. „Wir können dadurch noch näher bei den Menschen sein und schneller und konkreter helfen“, sagt Vera Vester, die seit 2011 das Team der Beratungsstelle leitet. Heute bietet die Beratungsstelle ein breites Spektrum von Beratungen und Therapien an bei Problemen in Familie und Partnerschaft, in Trennungs- und Krisensituationen, bei Gewalterfahrungen, Trauer oder anderen sozialen Problemen.
Eines hat sich in all den Jahren jedoch nicht verändert: „Sie waren immer da, wenn professionelle Hilfe über das Materielle oder Seelsorge hinaus gefragt war“, dankte Pastoralreferent und Caritasratsmitglied Friedhelm Appel den derzeitigen und früheren Mitarbeitern der Beratungsstelle. „Bei Ihnen wusste man die Menschen immer in guten Händen. Damit geben Sie der Kirche heute ein Gesicht.“