Birgit Strauss von der Schuldnerberatung im Caritas-Centrum Geldern hilft Klienten, ihre finanzielle Situation wieder in den Griff zu bekommen.T. Kleinebrahm
Daniel und Leonie (Namen geändert) haben drei Kinder und hatten nie größere finanzielle Probleme bis eines Tages gesundheitliche Probleme die Familie aus der Bahn warfen. Neun Bandscheibenvorfälle und zwei Operationen machten Daniel monatelang arbeitsunfähig, sodass er mit seiner Familie längerfristig von geringem Einkommen in Form von Krankengeld leben musste. Mittlerweile kann er wieder arbeiten und das Einkommen für seine Familie sichern. Auch seine Frau Leonie kann nach der Elternzeit ihre Berufstätigkeit wieder aufnehmen. Die Schulden, die sich in dieser Zeit aufgehäuft hatten, blieben jedoch - insgesamt mehrere tausend Euro für einen Ratenkredit bei einer Bank. "Ich wollte alles zurückzahlen, was wir der Bank schulden. Aber auf eine zeitweise Aussetzung oder Reduzierung der Raten haben die sich nicht eingelassen", erklärt Daniel. "Irgendwann wurde alles zu viel und wir hatten in der Mitte des Monats nichts mehr zu essen", erinnert sich seine Frau Leonie. An diesem Punkt suchten sie die Schuldnerberatung der Caritas auf. "Das war ein schwerer Schritt für uns. Aber wir sind dankbar, dass wir hier Hilfe bekommen haben", sagt Daniel. Mit Unterstützung der Schuldnerberatung gingen beiden ins Verbraucherinsolvenzverfahren und können, wenn alles nach Plan läuft, in zwei Jahren schuldenfrei sein.
Nach Plan läuft im Leben allerdings wenig, und so tat sich für Daniel und Leonie die nächste Baustelle auf: Ihr Vermieter meldete Eigenbedarf an, sodass die beiden nun schon seit zwei Jahren auf der Suche nach einer neuen Bleibe für sich und ihre drei Kinder sind. Mit Schufa-Eintrag und dem Hinweis auf ein laufendes Privatinsolvenzverfahren fallen sie bei jedem Vermieter jedoch sofort durchs Raster. "Zu Unrecht", wie Andrea Verhoeven, Fachleiterin der Schuldner- und Insolvenzberatung der Caritas, betont. "Abgesehen von dem Ratenkredit bei der Bank haben die beiden in der Vergangenheit immer ihre Miete und andere Rechnungen bezahlt." Die Schufa-Auskunft hat daher keine Aussagekraft über die tatsächliche Zahlungsmoral, und selbst der Verweis auf den vorherigen Vermieter als Referenz nutzt meist nichts.
"Die Familie ist damit doppelt gestraft", beklagt Andrea Verhoeven. Neben der allgemeinen Wohnungsknappheit haben sie mit Vorurteilen der Vermieter gegenüber Menschen im Insolvenzverfahren zu kämpfen.
Das Wohnungsproblem ist in der Schuldnerberatung und den anderen Beratungsdiensten der Caritas kein Einzelfall. Täglich sind die Beraterinnen und Berater in den Caritas-Centren mit Klienten konfrontiert, die aus verschiedenen Gründen keine passende und bezahlbare Wohnung finden können. Zur Aktionswoche der Schuldnerberatung betont Birgit Strauss von der Schuldnerberatung im Caritas-Centrum Geldern daher: "Wohnen ist ein Grundbedürfnis." Unter anderem müsse der öffentliche Sektor mehr in den sozialen Wohnungsbau investieren, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Ein laufendes Insolvenzverfahren dürfe zudem nicht länger ein Ausschlusskriterium bei der Wohnungssuche sein. Und letztlich wirbt Birgit Strauss bei den Vermietern für mehr Verständnis: "Es lohnt sich immer, sich ein persönliches Bild von den Mietinteressenten zu machen. Das ist meist aussagekräftiger als eine Schufa-Auskunft."
Daniel und Leonie geben derweil die Hoffnung noch nicht auf, in Straelen ein neues Zuhause für ihre Familie zu finden. Ein bezahlbares Häuschen mit Garten in Straelen für ihre drei Kinder und ein Vermieter, dem die Menschen wichtiger sind als eine Schufa-Auskunft, wären ihr Traum. Wer einen Tipp oder ein Mietobjekt für die beiden hat, kann sich gerne im Caritas-Centrum in Straelen unter Telefon 02834 915190 melden.