Es lässt sich nun mal nicht ändern: Die strengen Hygiene- und Schutzvorschriften verlangen den Seniorenhäusern in diesen Zeiten einiges ab. Viele Regelungen gilt es zu beachten, die gewohnten Abläufe wurden für Bewohnern und Mitarbeitende zum Teil gehörig durcheinander gewirbelt. "Dies alles fordert uns schon und stellt eine zusätzliche Belastung dar", beschreibt Susanne Heinrichs, Hausleitung des Laurentius-Hauses in Uedem und stellvertretende Leiterin des Bereichs Stationäre Pflege beim Caritasverband Geldern-Kevelaer, die aktuelle Lage.
Allerdings ärgert sie sich wie viele andere Hausleitungen und Mitarbeitenden darüber, welches Bild zum Teil in der Öffentlichkeit über die Situation in den Seniorenhäusern besteht. Oft sei von Besuchsverboten, Vereinsamung, mangelnder Mobilisierung der Senioren und Eintönigkeit aufgrund entfallener Veranstaltungen die Rede, so Heinrichs. "Das stimmt einfach nicht. Es haben sich lediglich einige Rahmenbedingen geändert", resümiert Dirk Winthuis, Hausleitung des Clemens-Hauses in Kevelaer, der resolut ebenfalls diesen Falschaussagen entgegentritt. Besuche sind weiterhin möglich, es müss
en lediglich Termine gemacht werden und sich die Besucher regelmäßig Corona-Schnelltests unterziehen. Für die bevorstehenden Weihnachtsfeiertage setzen die Seniorenhäuser darauf, dass die Bewohner in den Einrichtungen besucht werden, anstatt sie für einige Stunden nach Hause zu holen. "So können wir das Infektionsrisiko deutlich reduzieren", bittet Susanne Heinrichs um das Verständnis der Familien. Denn der Infektionsschutz genießt höchste Priorität.
"Statt auf größere Veranstaltungen für die gesamte Hausgemeinschaft, setzen wir auf Angebote für kleinere, feste Gruppen in unseren Häusern - wie zum Beispiel am Nikolaustag, der auch in diesem Jahr wieder ein richtiges Highlight für die älteren Menschen war", führt Winthuis aus. Genauso hält es auch das Gerebernus-Haus in Sonsbeck. Hausleitung Katrin Schulte führt dazu aus: "Der Aufwand durch die Kleinteiligkeit ist zwar etwas höher. Aber so können wir noch individueller auf die Bewohner und deren Bedürfnisse eingehen." Physiotherapeuten, Logopäden und weitere Dienste haben weiterhin Zugang zu den Einrichtungen. "Natürlich wird die Mobilisation der Bewohner auch weiterhin durch die Mitarbeitenden durchgeführt. Es gibt keinen Unterscheid zu vorher", macht Monique Heinen, Hausleitung des Adelheid-Hauses in Geldern, deutlich. Einen Unterschied zur "Vor-Coronazeit" gebe es allerdings doch: "Unsere Mitarbeitenden entwickeln viele neue und kreative Ideen für das Wohl unserer Senioren, über die vorher noch keiner nachgedacht hat. Corona macht eben auch erfinderisch", freut sich Heinrichs. "Für die hohe Motivation und den unglaublichen Einsatz der Mitarbeitenden können wir gar nicht dankbar genug sein. Alle ziehen mit." Das wünschen sich die Hausleitungen der Seniorenhäuser des Caritasverbandes ab und an auch von den Angehörigen, die nicht immer Verständnis für die Regelungen und die veränderte Situation aufbrächten. "Aber auch hier machen wir Fortschritte", blickt Heinrichs optimistisch in die Zukunft. Überdies kann sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen noch einen weiteren positiven Aspekt in Corona erkennen. "In den Häusern sind Freundschaften unter Bewohnern entstanden, die ohne Corona nie zusammen gefunden hätten. Und das ist doch eigentlich wunderbar."